Claire Keegan: Reichlich spät (Erzählung)

64 Seiten, 16.-€ , Steidl

 

Freitag, der 29. Juli in Dublin. Zunächst einmal ist an diesem Tag nichts Besonderes. Das Wetter ist wie vorhergesagt. Nach ereignisloser  Arbeit im Büro fährt Cathal mit dem Bus nachhause. Während die hügelige Landschaft am Fenster vorüberzieht, denkt er an Sabine. Eine attraktive, lebenslustige Frau mit französischen Wurzeln, zudem eine ausgezeichnete Köchin. Vor über einem Jahr hat sich Cathal in sie verliebt. Sogar einen Heiratsantrag hat er ihr gemacht und sie hatte Ja gesagt. Doch dann hat das schöne Bild von der Zweisamkeit Risse bekommen. Da ist etwa ihre unterschiedliche Einstellung zum Geld. Eine Schlüsselszene ist der Kauf des Verlobungsringes: Als die Anpassung extra kostet, weigert sich Cathal, zu zahlen. Überhaupt ist ihm das Zusammenleben mit Sabine zu anstrengend und er bereut bereits, dass sie mit ihrem Hausrat bei ihm eingezogen ist. Er ist unfähig, auf sie einzugehen. Kaum verwunderlich, denn sein Vater und seine Brüder waren ihm ein schlechtes Vorbild. Freitag, der 29. wird ein Tag der Entscheidung - es ist das Datum der geplanten Hochzeit.

 Claire Keegan hat mit feiner Sprache sehr dicht das Psychogramm eines Frauenfeindes gezeichnet. Das ist nicht nur literarisch ein Genuss: Der Steidl Verlag hat auch optisch und haptisch ein Schmuckstück daraus gemacht. Eine empfehlenswertes Büchlein zum Selberlesen und Verschenken.