Für Wünsche gibt es eine Hochsaison: Zu Weihnachten, zum Geburtstag und zum Jahresanfang, wo sie sich geschickt als gute Vorsätze präsentieren. Wer allerdings glaubt, die übrige Zeit wären sie weniger wichtig, der täuscht sich gewaltig.
Wunschzeit ist das ganze Jahr. Wünsche motivieren uns, treiben uns an, sind unser innerer Kompass zur Veränderung. Doch ob uns ihre Erfüllung auch glücklich macht, hängt davon ab, wie bewusst wir
mit unseren Wünschen umgehen.
Gönnen Sie sich doch mal das Vergnügen, Ihre sämtlichen Wünsche aufzuschreiben. Große wie kleine, das neue Smartphone gleichberechtigt neben dem Sabbatjahr in Thailand, bis Ihnen beim besten
Willen nichts mehr einfällt. Wenn Sie sich Ihre Liste dann durchlesen, können Sie eine Entdeckung machen: Wunsch ist nicht gleich Wunsch – und das hängt keineswegs von seiner Größe ab.
Es gibt Wünsche, die „winken“ und solche, die „summen.“ Eigentlich stammt diese Unterscheidung von Leonard und Lillian Pearson, die sie in einem Diätbuch für Nahrungsmittel benutzen. Ein
Pflaumenkuchen, den wir zufällig beim Bäcker sehen und der uns dann Appetit macht, „winkt“. Haben wir dagegen ohne äußeren Anlass plötzlich Heißhunger auf ein Käsesandwich, dann „summt“ es. Das
Modell lässt sich hervorragend auf unsere Wünsche übertragen. „Winkende“ Wünsche sind solche, die von außen kommen, etwa durch die Werbung, einen Trend oder weil andere in unserer Umgebung das
haben. Wir versprechen uns davon Anerkennung oder angenehme Gefühle. „Summende“ Wünsche dagegen sind eng mit unserer Persönlichkeit verbunden, mit unseren Begabungen, Neigungen und echten
Interessen.
Für alle, die es lieber wissenschaftlich ausgedrückt mögen: Man bezeichnet sie auch als „intrinsische“, also von innen gesteuerte und „extrinsische“, von außen motivierte Wünsche. Jedenfalls
lohnt es sich in diesem Sinne, die eigenen Wünsche auf ihren Ursprung zu überprüfen. Die Art Ihres Wunsches entscheidet nämlich, wie glücklich und zufrieden Sie seine Erfüllung machen wird.
Davon hängt auch ab, wie sinnvoll es ist, Zeit, Geld und Energie dafür einzusetzen. Sie ahnen es sicher schon: Es sind die summenden Wünsche, für die sich der Aufwand rechnet. Während die
Befriedigung bei winkenden Wünsche nur kurz anhält, erneuert sich die Freude an den erfüllten summenden Wünschen ständig. Wenn Sie gerne kochen, dann freuen Sie sich jedes Mal über die
gusseiserne Pfanne, die Sie sich gewünscht haben. Wenn Sie die Ostsee lieben, haben Sie gewiss mehr von einer Reise nach Timmendorf als von einem prestigeträchtigen Wunschflug auf die
Fidjiinseln. Wenn Ihnen der Umgang mit Kindern besonders liegt, dann gehen Sie nicht unbedingt dem Wunsch nach, Zahnmedizin zu studieren, damit Sie die Praxis Ihres Vaters übernehmen
können.
Natürlich müssen Sie sich nicht jeden kleinen winkenden Wunsch verkneifen, aber prüfen Sie zumindest bei den großen Wünschen, ob sie wirklich summen. Man nennt das dann auch „Herzenswünsche“. Und
die sollten in Ihrem Leben immer Hochsaison haben.